25 Symptome diabetischer Neuropathie
Diabetische Polyneuropathie ist mit vielen verschiedenen Symptomen assoziiert. Erste Symptome können bereits vor der Diabetesdiagnose auftreten – im Stadium von Prädiabetes.
Polyneuropathie kann eine weite Bandbreite an Symptomen verursachen. Die folgende Liste ist daher nur als eine Liste möglicher Zeichen der Krankheit zu verstehen. Ein Neuropathiepatient kann sowohl nur ein einzelnes Symptom verspüren, oder eine ganze Reihe an Problemen. Oft treten mit der Zeit weitere Symptome auf, wenn die Ursachen der Erkrankung nicht beseitigt werden, beispielsweise über konsequente Ernährungsumstellung, Blutzuckerkontrolle und Medikamente.
Folgende Symptome werden bei diabetischer Neuropathie häufig beobachtet:
1) Schmerzen in Fingerspitzen und Zehen
Schmerzhafte Symptome treten meist zuerst in den äußersten Extremitäten auf, also in den Fingerspitzen und Zehen. Von dort aus breiten sie sich langsam, handschuh- bzw. strumpfförmig in Richtung Körpermitte aus. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Nervenenden in den Extremitäten am empfindlichsten für Schädigungen sind.
Die Schmerzen können unterschiedlicher Natur sein, oft werden sie jedoch als brennend oder stechend beschrieben.[1] Die Symptome sind meist nachts am schlimmsten und der daraus resultierende Schlafentzug stellt eine zusätzliche Belastung dar.
2) Schmerzen in der Körpermitte
Auch Nerven im Gesäß, der Hüfte und den Oberschenkeln können im späteren Stadium von Neuropathie betroffen sein. Sie sind jedoch seltener als Schmerzen in den Extremitäten.
3) Überempfindlichkeit
Sensorische Neuropathie geht oft mit einer Überempfindlichkeit einher, wodurch selbst sanfte Berührungen oder die Kleidung auf der Haut als schmerzhaft wahrgenommen werden.[2]
4) Verlust der Temperaturwahrnehmung
Ein Verlust der Temperaturwahrnehmung ist ein frühes Symptom, das sich darin äußert, dass Hitze nicht als schmerzhaft wahrgenommen wird.[3] Betroffene können zum Beispiel problemlos eine kochend heiße Tasse Kaffee anfassen.
5) Verminderter Tastsinn
Ein Nachlassen des Tastsinns führt dazu, dass Vibrationen oder ein Nadelstich am Finger nicht wahrgenommen werden, was sich durch einen einfachen Test nachweisen lässt.[4]
6) Taubheitsgefühle
Erste Taubheitsgefühle äußern sich durch Kribbeln. Das Gefühl ist mit einem eingeschlafenen Körperteil vergleichbar.[5]
7) Muskelschwäche
Auch motorische Nerven können von diabetischer Neuropathie betroffen sein. Muskelschwäche in Folge von motorischer Neuropathie ist jedoch meist nur schwach ausgeprägt.[6]
8) Diabetisches Fußsyndrom
Durch eine verminderte Berührungswahrnehmung kommt es leicht zu Verletzungen am Fuß. So wird zum Beispiel ein drückender Schuh nicht als schmerzhaft wahrgenommen, der bei mehrstündigem Laufen eine ernsthafte Verletzung verursachen kann. Da Diabetiker außerdem eine schlechte Wundheilung haben, können sich die Wunden am Fuß häufen und entzünden. Das kann im schlimmsten Fall eine Amputation des Fußes notwendig machen.[7]
9) Koordinationsstörungen und verminderter Gleichgewichtssinn
Eine Schädigung sensorischer und motorischer Nerven führen gemeinsam zu Problemen in der Koordination und zu Unsicherheiten beim Gehen. Dadurch steigt die Verletzungsgefahr.[8]
10) Gesichtslähmung
Die motorischen Nerven, welche die Gesichtsbewegungen steuern, können von Neuropathie betroffen sein. Als Folge können Teile des Gesichts nicht bewegt werden. Dies äußerst sich zum Beispiel durch Probleme die Stirn zu runzeln, die Mundwinkel zu bewegen oder die Augenbrauen zu heben.[9]
11) Eingeschränkte Augenbewegung
Der Nerv, welcher Augenbewegungen steuert, kann bei diabetischer Neuropathie beschädigt sein. Typische Symptome sind Herunterhängen des Augenlids, Doppeltsehen und Schmerzen hinter dem Auge.[10]
12) Gestörte Pupillenanpassung an Licht
Die Pupille passt sich normalerweise den Lichtbedingungen an. Bei starkem Lichteinfall verkleinert sich die Pupille und bei Dunkelheit vergrößert sie sich, um mehr Licht ins Auge lassen zu können. Dieser Anpassungsmechanismus kann bei diabetischer Neuropathie beeinträchtigt sein.[11]
13) Veränderte Ruheherzfrequenz
Autonome Nerven steuern die Herzaktivität. Eine Schädigung dieser Nerven kann die Steuerung der Herzmuskeln beeinflussen, wodurch es meist zu einer Erhöhung der Ruheheherzfrequenz kommt.[12]
14) Stille kardiale Ischämie
Eine Ischämie bezeichnet eine unzureichende Blutversorgung eines Körperabschnitts. Wenn das Herz betroffen ist, kann dies zu einem Herzinfarkt führen. Eine kardiale Ischämie, also eine Ischämie am Herzen äußert sich meist durch Schmerzen und Engegefühl in der Brust. Bei Patienten mit diabetischer Neuropathie kann es jedoch zu stillen, also unbemerkten, Ischämien kommen, die den Herzmuskel auf Dauer massiv schädigen.[13]
15) Verminderte körperliche Belastbarkeit
Auch wenn körperliche Aktivität Diabetes positiv beeinflussen kann, müssen sportliche Aktivitäten vorsichtig angegangen werden. Durch kardiale (das Herz betreffend) autonome Neuropathie ist die Anpassung der Herzfrequenz und des Blutdrucks beeinträchtigt, was eine einschränkte körperliche Belastbarkeit zur Folge hat.[14] Ein Belastungstest, bei dem der Puls und Blutdruck gemessen werden, hilft, die tolerierbare Trainingsintensität einzuschätzen.
16) Blutdruckabfall beim Aufstehen
Beim Aufstehen fließt das Blut in die unteren Extremitäten, wodurch der Blutdruck abfällt. Dies wird normalerweise durch eine Erhöhung der Herzfrequenz ausgeglichen. Bei autonomer diabetischer Neuropathie kann dieser Anpassungsmechanismus gestört sein, wodurch es beim Aufstehen zu Schwindel kommt.[15]
17) Gestörte Blasenfunktion
Die Blase wird von autonomen Nerven gesteuert. Sind diese Nerven beschädigt, kann dies vermehrten Harndrang oder Probleme, die Blase vollständig zu entleeren, zur Folge haben.[16]
18) Abnormales Schwitzen
Da autonome Nerven die Schweißproduktion steuern, kann eine Schädigung dieser Nerven zu vermehrtem oder vermindertem Schwitzen führen.[17]
19) Unfähigkeit, eine Unterzuckerung wahrzunehmen
Diabetiker reagieren auf eine Unterzuckerung normalerweise mit Zittern und Schweißbrüchen. Autonome Neuropathie kann dazu führen, dass ein starker Abfall des Blutzuckers nicht wahrgenommen wird, was lebensgefährlich sein kann.[18]
20) Beeinträchtigte Funktion der Speiseröhre
Der Vagusnerv steuert unter anderem die Fortbewegung der Nahrung in der Speiseröhre. Ist dieser Nerv beschädigt, kann es zu Problemen beim Schlucken und zu Sodbrennen kommen.[19]
21) Verminderte Magenperistaltik
Auch die Magenperistaltik, also die Magenbewegungen und -entleerung werden vom Vagusnerv gesteuert. Ist diese Funktion beeinträchtigt, kommt es zu Völlegefühl, Erbrechen, Übelkeit und Appetitlosigkeit.[20]
22) Verdauungsprobleme
Wenn autonome Nerven, die die Magen- und Darmfunktion steuern, beschädigt sind, kann dies zu Verdauungsproblemen wie Verstopfung oder Durchfall führen.[21]
23) Erektionsstörungen
Erektionsstörungen sind eine sehr häufige Komplikation diabetischer Neuropathie, schätzungsweise 35-75% der Männer mit Diabetes sind davon betroffen.[22]
Die Probleme sind auf eine Schädigung der autonomen Nerven zurückzuführen.
24) Retrograde Ejakulation
Bei der retrograden, also rückwärtigen Ejakulation wird das Ejakulat in die Harnblase fehlgeleitet und mit dem Urin ausgeschieden. Dadurch ist der sichtbare Samenerguss stark verringert oder bleibt ganz aus.[23]
25) Sexuelle Probleme bei Frauen
Da sexuelle Störungen bei Frauen kann viele Ursachen haben können, ist es nicht leicht auszumachen, welche Rolle Neuropathie bei solchen Problemen spielt. Sexuelle Störungen sind jedoch bei Frauen mit diabetischer Neuropathie weiter verbreitet als bei Frauen mit Diabetes ohne Neuropathie.[24]
Typische Symptome sind geringe Erregbarkeit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr aufgrund von mangelnder Befeuchtung der Scheidenschleimhaut. Diese Probleme sind meist auf Nervenschäden an autonomen Nerven zurückzuführen, da die Geschlechtsorgane von autonomen Nerven gesteuert werden. Aber auch die mit der Neuropathie einhergehende verminderte Berührungswahrnehmung kann die Lust am Liebesspiel trüben.
Die Symptome diabetischer Polyneuropathie sind vielfältig
Sensorische, motorische und autonome Nerven können von diabetischer Neuropathie betroffen sein. Da diese Nerven viele verschiedene Funktionen im Körper erfüllen, sind auch die daraus folgenden Symptome sehr unterschiedlich.
Essentiell ist, die Ursachen der Polyneuropathie zu beseitigen. Andernfalls ist eine Verschlimmerung und Entwicklung weiterer Symptome zu erwarten.