Operationen zur Behandlung von Trigeminusneuralgie

Die Schmerzen einer Trigeminusneuralgie lassen sich zwar in den meisten Fällen mit Medikamenten gut lindern, die Wirksamkeit lässt jedoch bei vielen Patienten im Laufe der Zeit nach.[1] Dann muss die Dosis immer weiter erhöht werden oder Medikamente müssen mit weiteren Medikamenten kombiniert werden.

Manche Patienten machen die Erfahrung, dass sich die Schmerzen trotz Behandlung mit mehreren Wirkstoffen nicht zufriedenstellend kontrollieren. Zudem kann die gleichzeitige Verwendung mehrerer Medikamente viele Nebenwirkungen hervorrufen, was den Einsatz begrenzt.

Eine Trigeminusneuralgie Operation ist eine wirksame Methode, die mit einer Trigeminusneuralgie verbundenen Schmerzen dauerhaft loszuwerden.[2] Dabei unterscheidet man zwischen nicht-destruktiven und destruktiven Eingriffen.

Mikrovaskuläre Dekompression (nicht-destruktive Trigeminusneuralgie Operation)

Bei diesem Ansatz wird die Ursache für die Neuralgie beseitigt. Der Trigeminusnerv wird dabei nicht beschädigt. Da die Trigeminusneuralgie meist durch eine Kompression des Nervs durch ein Blutgefäß verursacht wird, macht es Sinn, den mechanischen Druck zu beseitigen.

Tatsächlich ist die mikrovaskuläre Dekompression die wirksamste Methode, die Schmerzen einer Trigeminusneuralgie dauerhaft zu beseitigen. Leider handelt es sich bei dieser Operation um einen sehr invasiven Eingriff und er wird daher bevorzugt bei Patienten durchgeführt, die jung und generell gesund sind.

Bei der Operation öffnet der Chirurg einen Teil des Schädels hinter dem Ohr, um den Trigeminusnerv zugänglich zu machen. Das den Nerv einengende Blutgefäß wird dann zur Seite gelegt und ein Polster aus Teflon wird zwischen Blutgefäß und Nerv angebracht, um ein erneutes Einengen des Nervs zu verhindern.[3]

Komplikationen sind bei der mikrovaskulären Dekompression relativ selten.[4] Es kann jedoch zu einer Versehentlichen Schädigung des Trigeminusnervs und anderen Nahen Nerven kommen, mit Symptomen wie Taubheitsgefühlen im Gesicht und Gehörverlust. Andere seltene Komplikationen sind Schädigung des Kleinhirns (Cerebellum), Auslaufen von Gehirnflüssigkeit oder einer Hirnhautentzündung kommen. Todesfälle sind selten. Die Wahrscheinlichkeit einer Komplikation ist wie bei allem Operationen am geringsten, wenn die OP von einem erfahrenen Chirurgen durchgeführt wird, der viel Erfahrung mit diesem Eingriff hat.

Destruktive Operationsmethoden

Bei dem destruktiven Ansatz wird ein Teil des Nervs zerstört oder massiv beschädigt. Das klingt zwar eher kontraproduktiv, da ein beschädigter Nerv häufig Ursache von Schmerzen ist. Jedoch muss der Nerv für die Schmerzweiterleitung noch weitestgehend funktionsfähig sein. Der Nerv soll durch destruktive Methoden quasi komplett zerstört werden sodass keinerlei Schmerzen weitergeleitet werden.

Der Nachteil dieser Methode ist, dass die Symptome sich nicht nur verbessern, sondern sich durch die weitere Schädigung des Nervs verschlimmern können. Welcher Fall eintritt, ist nicht vorauszusagen.

Gamma Knife-Radiochirurgie

Bei der Gamm Knife-Radiochirurgie werden Strahlen fokussiert auf die Wurzel des Trigeminusnervs gerichtet, ohne umliegendes Gewebe oder Blutgefäße zu beschädigen. Der Trigeminusnerv wird gezielt so beschädigt, dass die Weiterleitung von Schmerzsignalen zum Gehirn unterbunden wird.

Ein großer Nachteil dieses Eingriffs ist, dass eine Schmerzlinderung erst nach ein bis zwei Monaten eintritt. Diese Methode ist also nicht zur Linderung akuter starker Schmerzen geeignet.[5]

Circa 88% der Patienten sind mit dem Ergebnis einer Radiochirurgie zufrieden und berichten von einer Verbesserung der Lebensqualität. In manchen Fällen kommen die Symptome nach einiger Zeit zurück. Der Eingriff kann jedoch bei Bedarf wiederholt werden.

Komplikationen sind bei der Radiochirurgie häufiger als bei der mikrovaskulären Dekompression. Taubheitsgefühle im Gesicht und Verlust der Berührungswahrnehmung können auftreten. In sehr seltenen Fällen kann es zu Anaesthesia dolorosa kommen, quälende, lokale Schmerzen bei gleichzeitigem Verlust der Oberflächensensibilität.[6]

Rhizotomie des Ganglion Gasseri

Eine Rhizotomie ist ein OP-Verfahren, bei dem eine Nadel durch die Wange zum Nervenknoten an der Wurzel des Trigeminusnervs (Ganglion Gasseri), geführt wird. Der Nervenknoten wird dann entweder chemisch (mit Glycerin), mechanisch oder durch Hitze beschädigt.[7]

Die Erfolgsrate ist mit der Radiochirurgie vergleichbar, die Schmerzlinderung tritt jedoch innerhalb weniger Stunden nach dem Eingriff ein und nicht erst nach ein bis zwei Monaten.

Schwere Komplikationen sind bei eine Rhizotomie selten. Taubheitsgefühle im Gesicht treten jedoch relativ häufig auf. Auch eine vorübergehende Schwäche der Kaumuskulatur wird häufig beobachtet. In seltenen Fällen kann es zu Anesthesia dolorosa, Taubheit in der Hornhaut im Auge oder Hirnhautentzündung kommen.[8]

Wahl eines geeigneten chirurgischen Verfahrens

Bei der Entscheidung, sich einer Trigeminusneuralgieoperation zu unterziehen, ist es entscheidend, dass der Patient mit den Risiken der einzelnen Methoden vertraut ist.

Ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Eingriffs ist die Zeit bis zur Schmerzlinderung. Bis auf die Radiochirurgie versprechen alle Eingriffe eine sofortige Abnahme der Schmerzen. Bei intensiven Schmerzen, die sich nicht durch medikamentöse Behandlung kontrollieren lassen, sind ein bis zwei Monate bis zur Schmerzlinderung unter Umständen nicht tolerierbar. Dies kann ein Grund sein, sich für eine alternative Methode zu entscheiden.

Die mikrovaskuläre Dekompression bietet die besten Chancen für eine langfristige Schmerzlinderung und hat gleichzeitig eine geringe Komplikationsrate. Da es ich um einen invasiven Eingriff handelt, birgt sie jedoch ein gewisses Sterberisiko. Aus diesem Grund wird sie bei älteren oder gebrechlichen Menschen vermieden und stattdessen ein destruktives Verfahren angewandt.

Destruktive Verfahren hingegen bergen zwar kein Sterberisiko, aber dafür ein höheres Risiko für schwerwiegende Komplikationen, wie Hörverlust oder Taubheitsgefühle.

Gerade bei älteren Patienten ist ein chirurgischer Eingriff in vielen Fällen sinnvoll. Da sie meist noch weitere Medikamente einnehmen, kommt es bei medikamentöser Therapie häufig zu unerwünschten Wechselwirkungen. Ein destruktiver Eingriff führt meist zu zufriedenstellenden Ergebnissen.

Die Schmerzen eine Trigeminusneuralgie lassen sich meist mit Medikamenten lindern

Die schmerzhaften Symptome einer Trigeminusneuralgie lassen sich meist durch Antiepileptika, Muskelrelaxanzien und Antidepressiva gut lindern. Diese Medikamente haben jedoch viele Nebenwirkungen und außerdem lässt die Wirksamkeit im Laufe der Zeit der nach.

Chirurgische Eingriffe versprechen eine langfristige Linderung der Symptome.


Quellen

[1] Wiffen P, McQuay H, Carroll D, Jadad A, Moore A. Anticonvulsants are effective for acute pain in trigeminal neuralgia. Evid Based Dent. 2000;(2):72.

[2] Trigeminal Neuralgia a comprehensive guide to symptoms, treatment, research and support. Medifocus. www.medifocus.com. 11.01.2018.

[3] Broggi G, Broggi M, Ferroli P, Franzini A. Surgical technique for trigeminal microvascular decompression. Acta Neurochir (Wien). 2012;154(6):1089-95.

[4] Olson S, Atkinson L, Weidmann M. Microvascular decompression for trigeminal neuralgia: recurrences and complications. J Clin Neurosci. 2005;12(7):787-9.

[5] Kondziolka D, Perez B, Flickinger JC, Habeck M, Lunsford LD. Gamma knife radiosurgery for trigeminal neuralgia: results and expectations. Arch Neurol. 1998;55(12):1524-9.

[6] Elaimy AL, Hanson PW, Lamoreaux WT, et al. Clinical outcomes of gamma knife radiosurgery in the treatment of patients with trigeminal neuralgia. Int J Otolaryngol. 2011;2012:919186.

[7] Förderreuther S, Berlit P, Diener HC, Hacke W, Hufnagel A, Meier U, Oertel WH, Prange H, Reichmann H, Rieckmann P, Wallesch C-W, Weller M. Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Neurologie. Trigeminusneuralgie. Universität Bonn. http://www.ukb.uni-bonn.de/42256BC8002B7FC1/vwLookupDownloads/Trigeminusneuralgie.pdf/$FILE/Trigeminusneuralgie.pdf. 01.06.2002. Abgerufen am 27.02.2019.

[8] Blomstedt PC, Bergenheim AT. Technical difficulties and perioperative complications of retrogasserian glycerol rhizotomy for trigeminal neuralgia. Stereotact Funct Neurosurg. 2002;79(3-4):168-81.